Wo Liebe beginnt – und manchmal verloren geht
Manchmal beginnt etwas so leise, dass man den Moment fast überhört.
Ein Blick, eine Geste, ein kleines Lächeln – und plötzlich verändert sich alles.
So war es bei uns.
Ich weiß nicht mehr, wann genau aus Nähe Vertrautheit wurde. Wann aus einem „Gute Nacht“ ein Ritual wurde, aus einem Namen ein Kosewort, aus einem Gruß ein Schutz.
Aber es geschah. Und ich ließ es geschehen.
Denn etwas in mir hatte lange darauf gewartet, dass jemand genau so mit mir spricht – ohne Masken, ohne Scham, ohne Bedingungen.
Was wir uns gaben
Wir haben uns Geborgenheit geschenkt – auf eine Weise, die ich vorher nicht kannte.
Zärtliche Worte. Kleine Aufmerksamkeiten.
Verständnis, wo andere nur genervt waren.
Lis nannte mich „Bátya“, ich sie „Húgicám“. Ungarisch für „großer Bruder“ und „kleine Schwester“.
Aber hinter diesen Worten verbarg sich mehr: ein Gefühl von Zugehörigkeit, von gegenseitigem Schutz – von einer Liebe, die sich nicht einordnen ließ.
Und was verloren ging
Irgendwann begann das Muster, das ich heute kenne.
Nähe – Rückzug. Offenheit – Schweigen. Wärme – plötzliche Kälte.
Ich versuchte, zu verstehen. Ich fragte. Ich schrieb. Ich hoffte.
Und sie schwieg. Oder wich aus. Oder war auf einmal weg.
Es war das erste Mal, dass ich spürte, wie weh emotionale Abwesenheit tun kann – ohne dass es Streit, Drama oder ein klares Ende gibt.
Der Beginn der Fragen
Ich begann, zu analysieren.
War es etwas, das ich gesagt hatte?
War ich zu viel? Zu offen? Zu fordernd?
Aber je mehr ich suchte, desto klarer wurde mir: Das, was da passierte, war größer als wir beide.
Es war ein Tanz aus alten Wunden.
Ein Ringen um Nähe – und um Schutz vor ihr.
Ein inneres Kind, das Liebe wollte, aber nicht wusste, wie man sie hält, ohne zu verlieren.
Was bleibt
Wenn ich heute zurückblicke, sehe ich keinen Fehler.
Ich sehe einen Anfang. Einen Versuch. Eine Sehnsucht.
Und obwohl es wehgetan hat – so sehr, dass ich glaubte, daran zu zerbrechen –
war es der Beginn von etwas, das viel tiefer ging als Liebe:
die Reise zu mir selbst.